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komac
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 16.08.2007
Beiträge: 1051
Wohnort: Berlin
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Nach einer Woche Teneriffa mit dem Mopped kann ich bestätigen, dass es sich bei der Insel um ein reines Motorradparadies handelt.
Die perfekte Gegend, um dem Winter in Deutschland zu entfliehen und es schon vor Saisonbeginn oder noch mal nach Saisonende richtig fliegen zu lassen.
Das Klima ist perfekt. Das ganze Jahr über herrschen angenehme Temperaturen. Niederschläge sind wohl nicht so häufig.
Ich hatte allerdings in meiner Woche die Erfahrung gemacht, dass in den Bergen schon hin und wieder mal fette Regenwolken hängen.
Irgendwie hat es aber was, direkt durch diese Schwaden zu fahren. Der Nebel ist dann so dicht wie Berti zum Karneval
Teilweise beträgt die Sichtweite keine 30m.
Und wenn man dann klatschnass aus den Bergen kommt, wartet an der Küste schon die Sonne mit über 25°C und trocknet die Klamotten.
Die Straßen auf Teneriffa sind der Hammer. Zum großen Teil sind sie topfeben und der Belag bietet dem Gummi einen perfekten Reibungspartner.
Geraden sind auf der Insel eine Rarität; eigentlich gibt es sie nur auf der Autopista. Ansonsten reiht sich Kurve an Kurve.
Die Landschaft ist atemberaubend. Die ersten Tage habe ich ständig anhalten müssen, um Fotos zu machen. Einem Bikerkollegen ging es genauso.
Ich hatte ein 2 GB – Speicherkarte mit und musste mir trotzdem noch eine zweite kaufen, um die Bilderflut abspeichern zu können.
Nach ein paar Tagen dann hat man sich an die Landschaft gewöhnt und nimmt sie bei der Suche nach den richtigen Bremspunkten nur noch beiläufig wahr.
Nach ein paar Tagen hat man auch weitestgehend verdrängt, dass es sicherheitstechnisch für Motorradfahrer auf der Insel nicht zum Besten bestellt ist.
Hinter den meisten Kurven geht es steil in die Tiefe. Die Straßenbegrenzung besteht bestenfalls aus dürren Leitplanken ohne Unterfahrschutz.
Leitplanken sind aber auch eher die Ausnahme; in der Regel gibt es Betonquader oder gar keine Begrenzung.
Auch muss man auf von den Felsen abgebröckelte Steine achten, die auf der Straße liegen können; und hin und wieder sitzt ein herrenloser Hund mitten auf der Straße.
So schlimm wie hier ist es mit dem Steinschlag aber nur auf einer eigentlich für den Verkehr gesperrten Straße.
Wer das Risiko eingeht und hier trotzdem entlangfährt (wozu hat man schließlich einen Helm auf), wird mit Tunneldurchfahrten der besonderen Art und einer schönen Aussicht belohnt.
Was mir an der Insel nicht gefallen hat, sind die vielen Touristen. Man kann sagen, dass Teneriffa touristenverseucht ist.
Alles ist auf den Tourismus ausgerichtet und südländisches Flair konnte ich nicht ausfindig machen.
Stattdessen gibt es an der Strandpromenade nackte, fette, alte und verwelkte Körper zu bewundern – jedenfalls im Süden.
Ich musste waghalsige Klettereien unternehmen, um an einen Strand zu gelangen, an dem die schönen Frauen lagen – für die verfetteten Touristen praktisch unerreichbar.
(Wer jetzt ein Foto von Strandschönheiten erwartet hat, den muss ich enttäuschen. Dafür gibt es auch keine Fotos von runzeligen Ärschen in engen Höschen)
Die 3 bis 4 Insulaner, die es auf Teneriffa gibt, fand ich auch nicht gerade besonders freundlich.
Mal abgesehen von einer einheimischen Rock- und Metal-Coverband, die an den beiden letzten Tagen meine Nächte gerockt hat.
Für den Bass war ein Mädel zuständig. Mann, war die vielleicht scharf. Aber das ist eine andere Geschichte...
Na ja, ich würde jedenfalls auch abkotzen, wenn mein Paradies vom Massentourismus heimgesucht wird. Zu Touristenfahrern wäre ich aber trotzdem freundlich.
Zu den Bikes:
Ich habe mir eine Z 750 gemietet.
Das Bike ist so schwer wie die Cat und hat eine ähnliche Motorleistung. Also habe ich mir einen ähnlichen Fahrspaß versprochen.
Tatsächlich war ich aber zunächst geschockt über das Handling. Eine Kurvendurchfahrt stellte sich als eine Aneinanderreihung von Lenkkorrekturen dar.
Ich dachte schon ich hätte über den Winter das Motorradfahren verlernt. Nachdem mich aber eine R6 fürchterlich abgeledert hatte, wusste ich, dass mit der Kawa was nicht stimmt.
Und tatsächlich, der Vorderreifen war auf der linken Seite völlig abgefahren, während er rechts noch ziemlich viel Profil hatte. Daraus ergab sich eine extrem ungünstige Reifenkontur.
Ursachenforschung führte zu der Erkenntnis, dass das Hinterrad beim Kettespannen schief eingestellt wurde. Daraus folgte ein ständiger Rechtsdrang.
Nachdem der Fehler behoben und der vordere Gummi gewechselt war, ging die Kawa dann tatsächlich erstaunlich gut.
In schnellen Kurven (von denen es auf Teneriffa nur wenige gibt) lag sie zwar nicht so satt wie meine Öhlinscat, aber im engen Winkelwerk war sie absolut ebenbürtig mit der Katze.
Nur bessere Bremsen wünscht man sich.
Motorseitig merkt man das Mehr an Drehmoment. Allerdings ging die Z dafür auch etwas ruppiger ans Gas und hatte stärkere Lastwechsel als die gute alte YZF.
Und gesoffen hat die Z. Bis zu neun Liter hat sie sich gegönnt. Bloß gut, dass der Liter Sprit auf der Insel schlappe 0,74 Euro (!) gekostet hat.
In Sachen Komfort ist die Cat um Längen besser. Auf der Kawa hatte ich schon nach dem ersten Tag Schmerzen. Na ja, und wer die Optikwertung gewinnt, dürfte auch klar sein.
Da kann die Kawa noch so grimmig gucken.
Jedenfalls hat die Z auf Teneriffa Spaß gemacht; auch wenn ich mir insbesondere bei Wettfahrten gegen KTM-Testfahrer meine Cat herbeigewünscht hätte.
Tatsächlich soll es übrigens einige Hersteller geben, die auf Teneriffa Testfahrten unternehmen, weil die Bedingungen so hervorragend sind.
Am Mittag des letzten Tages war dann der Hinterreifen endgültig aufgebraucht.
Zwar braucht man in Spanien nur 0,2 mm (!) Profil und das wohl auch nicht über den gesamten Reifen, so dass der Reifen eigentlich sogar noch zulässig gewesen sein müsste.
Aber nachdem in der Reifenmitte schon die keinen Grip bietende Verbindungsschicht durchblitzte und die Z beim Kurvenanbremsen deshalb beängstigend schlingerte, bin ich zum Reifenwechsel in die Box gefahren.
Allerdings konnte so schnell kein neuer PiPo herbei geschafft werden, so dass ich mich eigentlich schon damit abgefunden hatte, die Z abzugeben, mir die Kaution abzuholen und den Rest des Tages am Strand abzuhängen.
Der Vermieter hat mir jedoch die GS angeboten. Ich wollte schon ablehnen.
Weniger wegen der Vorurteile, die jeder hat, der das Teil noch nicht gefahren ist, sondern viel mehr, weil ich eigentlich froh darüber war, dass die Kawa in meiner Zeit nur mit den Reifen und den Angstnippeln Bodenkontakt hatte und ich sie also in einem Stück und ohne Schäden zurückbringen konnte.
Jetzt noch das Risiko eingehen, mit dieser – auch aus meiner Perspektive – riesigen Maschine nicht richtig um die teilweise extrem engen Kurven zu kommen, wollte ich eigentlich nicht mehr eingehen.
Schließlich war die BMW auch schon an den Zylinderschutzkappen und dem Sturzbügel vom verlorenen Kampf meiner Vorgänger gegen die Schwerkraft etwas gezeichnet.
Aber weil mich das Teil seit „Long Way Round“ schon ein bisschen reizt, bin ich das Wagnis doch eingegangen.
Und ich hätte was verpasst, wenn ich die dicke Lady nicht gepflegt ausgeführt hätte.
Meinen von 2.100 km hartem Angasen auf der Z geschundenen und schmerzenden Körper auf dieses Bike zu schwingen war eine Erlösung.
So muss es sich anfühlen, wenn man von einer Everestbesteigung kommend von zwei gut gebauten Blondinen in einem mit dampfend warmem Wasser gefüllten Whirlpool empfangen wird.
Fahrwerksmäßig ist das Bike eine Wucht. Unglaublich, wie leicht sich diese Massen durch die Kurven schicken lassen. Die Bremsen sind erste Sahne.
Im Gegensatz zur Kawa braucht man kaum Kraft und die Wirkung drückt einem die Augäpfel aus dem Schädel.
Ansonsten ist es eine ganz andere Art, Motorrad zu fahren. Man fährt eine viel flüssigere Linie, denn das Bike erlaubt ziemlich hohe Kurvengeschwindigkeiten, während für heftiges Rausbeschleunigen aus der Kurve dieser Motor mit Traktorcharakteristik weniger geeignet ist.
Die BMW ist nichts für die Hausstrecke, aber genau das Richtige, um einmal um die Welt zu fahren. Ich hätte wirklich Lust, mir so ein Teil zuzulegen, 3 fette Aluboxen ran zu bauen und „Tschüss“ zu sagen.
Irgendwann mache ich das auch...
Z 750 gegen Adventure:
zu heiß gewaschenes Kinderspielzeug gegen mächtiges Männermoped
zu viel Gewicht gegen noch mehr Gewicht
Design gegen Funktionalität
schmerzender Körper gegen Komfort in Reinkultur
unterwürfiges Bücken gegen aufrechtes Sitzen (oder auch mal lässiges auf den Rasten Stehen)
hartes Reinbremsen und Rausbeschleunigen gegen überwältigenden Kurvenspeed
Hausstrecke und Gummiwürstchen gegen Fernreise und Abenteuer
oder doch lieber eine für alles
Noch ein letztes Wort zum Vermieter (www.canarymoto.de):
Die Preise für die Maschinen sind nicht niedrig, aber scheinen mir bei dem Verschleiß auf der Insel angemessen.
Die Leute stehen einem mit Rat und Tat zur Seite. Und wenn es mal Probleme mit der Kiste gibt, werden diese schnell behoben.
Ich war trotz der Sache mit dem falsch justierten Hinterrad sehr zufrieden.
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Tosa
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 18.06.2008
Beiträge: 1201
Wohnort: Lübeck
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Schöner Reisebericht
Und wenn es Dein Ziel war, hier jemanden neidisch zu machen, muss ich Dir sagen:
Bei mir ist es Dir gelungen
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_________________ Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur!
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Erdnuss
Pathfinder
Anmeldungsdatum: 30.12.2007
Beiträge: 2196
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1. Du Arsch, jetzt hab ich Fernweh
2. Super geiler Bericht!!!! Toll gemacht und die Fotos sind ein Traum! Schön, dass es dir gefallen hat und du gesund wieder daheim angekommen bist!
3. Dein Bart erinnert mich ein bisschen an den Film cast away
also Gunar, großen Respekt für den Bericht!!!!
Warst du eigentlich vollkommen alleine dort?
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komac
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 16.08.2007
Beiträge: 1051
Wohnort: Berlin
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@Tosa: Na dann hat sich die Mühe ja gelohnt.
@Berti: Danke
Ja, ich bin allein hingefahren. Aber als Biker bleibt man ja nicht lange allein. Gut kam auch mein Touristenfahrer-T-Shirt. Das hat mich in Kontakt mit Leuten aus der Eifel gebracht. Und selbst Engländer haben mich drauf angesprochen.
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Zuletzt bearbeitet von komac am Mo 23 März, 2009 22:05, insgesamt einmal bearbeitet
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kochdeluxe
Biker from Hell
Anmeldungsdatum: 14.04.2008
Beiträge: 253
Wohnort: München
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Hammer Reisebericht, das macht echt Lust. Ich denke das muss ich mit meiner FDrau noch ausfechten wo es diesee Jahr zum Urlaub hingehen wird.... Will nur noch fahren....
Merci dir
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_________________ Wer anderen eine Grubbe gräbbt - hat ein Grubbengrabgerät
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j.-k.
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 31.03.2008
Beiträge: 378
Wohnort: Berlin
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Toller Reisereport Gunnar,
Teneriffa ist wirklich eine schöne Insel, im Norden mehr als im verbauten Süden. Ich habe damals zwar nur nen Corsa gefahren, aber was die Straßen angeht, echt geil.
Warst du am Teide oben? Auf deinen Bildern glaube ich die "Mondlandschaft" wieder zuerkennen, die man auf dem Weg vom und zum Teide durchstreift.
Durch den gesperrten Straßenabschnitt mit den Tunnelpassagen und den Geröll auf der Strasse sind wir auch durch, auf dem Weg zum westlichsten Zipfel der Insel. Da herrscht aber schon noch südländischer Flair!
Hast mir auf jedenfall den Mund wässrig gemacht auf Urlaub auf den Kanaren.
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Metalhead
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 09.07.2007
Beiträge: 673
Wohnort: Berlin
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Sehr schöner Reisebericht und richtig geile Bilder
Kann mich Tosa nur anschließen...
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_________________ Für einen neuen TFT-Monitor hier bitte fest mit Kugelschreiber drücken -->[X]
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Schweinebacke
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 08.01.2008
Beiträge: 643
Wohnort: Staßfurt
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Haste "schön" gemacht Gunnar
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_________________ Besitzer der "einzigen" geländetauglichen silber-gelben hier im Forum,und stolz drauf
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Merican
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 03.01.2008
Beiträge: 370
Wohnort: Norderstedt
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das sieht da ja extrem schick aus! da will ich auch hin.
ist wohl sehr viel besser als 260km autobahn zu braten bei nicht mal 4°C mit regen
brrrrrrrrrrrrrr
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_________________ Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade
Die schönste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Kurve
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devilstar
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 25.03.2008
Beiträge: 1145
Wohnort: Da Heme
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wow, traum landschaft auf echt geilen bildern festgehalten
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_________________ gruß nico
dem ingeniör ist nix zu schwör
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komac
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 16.08.2007
Beiträge: 1051
Wohnort: Berlin
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j.-k. hat folgendes geschrieben: | (...)Warst du am Teide oben? Auf deinen Bildern glaube ich die "Mondlandschaft" wieder zuerkennen, die man auf dem Weg vom und zum Teide durchstreift(...) |
Ganz oben auf dem Teide war ich natürlich nicht. Da führt ja keine Straße hin
Aber die Touristen in der Gegend um den Teide habe ich mehr als einmal mit dem Kawa-Sound erschreckt
Ansonsten freut es mich, wenn der Bericht und die Fotos gefallen
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STIversusEvo
LiMaDeckelSchleifer
Anmeldungsdatum: 28.03.2007
Beiträge: 1147
Wohnort: asphalt
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ohne die Z wären die bilder schöner gewesen
nee ma spaß beiseite .. echt geil geschrieben günni
und die fotos sind echt wie vom profi
grüße ins nachbardörfchen
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komac
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 16.08.2007
Beiträge: 1051
Wohnort: Berlin
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Danke Pedda und Grüße zurück
Die Cat hätte natürlich besser in die Landschaft gepasst – keine Frage
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WilliderHolzwurm
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 10.11.2007
Beiträge: 778
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anscheint wohn ich im falschen land..................
tolle berichterstattung.
aber die idee mit der gs und den alukoffern............. brachst noch nen flügelmann???
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komac
Thundercat Junkie
Anmeldungsdatum: 16.08.2007
Beiträge: 1051
Wohnort: Berlin
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WilliderHolzwurm hat folgendes geschrieben: | aber die idee mit der gs und den alukoffern............. brachst noch nen flügelmann??? |
Ich melde mich bei dir, wenn es soweit ist...
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